Interview mit Jürgen Csandl

Jürgen erzählt von seiner bisherigen Karriere, sein Engagement beim Sportclub und Seine Ziele mit den Dornbachern.

Vor dem Match gegen den FC Mauerwerk traf ich Jürgen Csandl zu einem Gespräch. In den folgenden Zeilen erzählt er von seiner Zeit bei der Vienna und bei Horn, seine Zeit in Hernals und die Stärken des aktuellen Teams sowie von seinen Zielen.

 

Zed Eisler: Jürgen, du hattest ja schon einige Stationen in der Karriere. (Rapid, Pasching/Schwanenstadt und nach Lustenau ging es zum ersten Mal zum nach Dornbach. Hat es dich gleich beim ersten Mal „erwischt“? Du hast ja schon öfters gesagt, dass du dich beim Sportclub am meisten zu Hause fühlst.

 

Jürgen Csandl: Begonnen hat es eigentlich schon bei den Rapid Amateuren. Das war noch als ich in der U19 gespielt habe. Es war die erste ÖFP Cup Runde hier am Sportclubplatz. Bislang erlebte ich nur Matches, bei denen die Familie als Zuseher dabei waren. An diesem Tag kam der „Wow“-Effekt. Da dachte ich mir, dass ich für diese Mannschaft, auf diesem Platz will ich spielen. Es wäre damals auch fast zustande gekommen. Zu der Zeit war der Peter Schöttel Trainer. Allerdings kam noch ein zweites Angebot von Pasching. Die spielten damals in der Bundesliga. Als junger Kicker habe ich dann selbstverständlich dieses Angebot angenommen.

 

Zed Eisler: Eine weitere Station war die Vienna, gerade auch in der Zeit, als es für den Verein richtig kritisch wurde. Wie hast du diese Zeit erlebt? Hast du die Vienna aufgrund der fehlenden sportlichen Perspektive verlassen?

 

Jürgen Csandl: Eigentlich ging ich ja nicht von allein, sondern ich war Opfer des mangelnden Budgets. Es hat mich und den Marcel Toth getroffen. Wir beide sind zu Horn gegangen. Ich nachhinein muss man sagen, dass das auch ziemliches Glück war. Bevor es aber dazu kam, war die Situation bei der Vienna sehr schwierig. Wir haben kein Geld mehr bekommen. Das wurde aber von der Vienna auch die ganze Zeit über klar und offen an uns kommuniziert. Es hat nie geheißen, dass wir nächsten Monat unser Geld bekommen und das Spielchen dann wieder von vorne anfing und wir immer wieder vertröstet wurden. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange das so ging, aber es war doch eine Zeit lang, aber als wir eine Art Krisensitzung gehabt haben, stellte man uns zur Wahl, bei der Vienna zu bleiben oder eben in diesem Winter zu wechseln. Jeder hätte die Chance dazu gehabt, zu diesem Zeitpunkt auszusteigen. Es haben damals eigentlich alle, bis auf den Johannes Mansbart der ja zum Sportklub gegangen ist, gesagt, dass sie dem Hr. Krisch vertrauen und den Weg mit ihm weitergehen wollen. Es gab zwar weiterhin kein Geld, aber wir haben dennoch in dieser schwierigen Situation den Meistertitel geholt. Das war schon was Besonderes.

 

Zed Eisler: Das der Johannes Mansbart nach Dornbach gegangen ist, war ja unser Glücksfall. Er hat ja den Elfmeter zum lang ersehnten Derbysieg verwertet.

 

Jürgen Csandl (schmunzelnd): Stimmt genau. Das war damals ein ganz besonderes Match!

 

Zed Eisler: Als du dann zu Horn gegangen bist, hast du auch dort den Meistertitel (für dich den zweiten in Folge) geholt und den Aufstieg fixiert. Gab es eigentlich von Horn ein Angebot mit in die neue zweite Liga zu gehen?

 

Jürgen Csandl: Ja, das gab es. Im Winter wurde ich von Carsten Jancker angesprochen und er wollte unbedingt, dass ich bleibe. Er hat gefragt, ob die zweite Liga für mich überhaupt umsetzbar wäre, da ich auch noch nebenbei arbeite. Grundsätzlich wäre das schon gegangen, aber zu der Zeit gab es auch schon Interesse aus Hernals. Ich war da dem Carsten Jancker gegenüber sehr offen und sagte, dass ich her möchte. Ob jetzt im Winter oder im Sommer. Er wollte mich im Winter aber noch nicht ziehen lassen. Das war für mich nicht so tragisch, da ich auch wirklich gern in Horn gespielt habe. Ich habe aber klar gesagt, dass ich nicht über den Sommer hinaus in Horn bleibe, da schon klar war, dass ich im Sommer zum Sportclub wechseln konnte.

 

Zed Eisler: Hat es dich nicht gereizt das Abenteuer zweite Liga zu wagen?

 

Jürgen Csandl: Der Sportlcub hat mich mehr gereizt. Ich bin mittlerweile auch schon dreißig und im Fußball nicht mehr der Jüngste. Der Aufwand ist auch um einiges größer. Die Strecken zu den Auswärtsmatches sind teilweise extrem und das kostet immens viel Zeit. Vom sportlichen her brauchen wir nicht reden. Das wäre natürlich toll gewesen, nochmal zweite Liga zu spielen. Da das Angebot vom Sportclub da war, viel mir die Entscheidung in diesem Fall sehr leicht.

 

Zed Eisler: Noch kurz zu Horn. Das Engagement von Keisuke Honda ist mittlerweile vorbei, aber hast du in deiner Zeit noch deutliche Unterschiede bzw. Vorteile gegenüber anderen Regionalliga Vereinen aus diesem Engagement bemerkt?

 

Jürgen Csandl: Der Unterschied war bzw. ist noch immens. In Horn ist alles sehr professionell, vielleicht sogar der von meinen Vereinen der, der am besten geführt war. Die Plätze, der Rasen an sich auch die Kabinen. Die waren mit Infrarotkabinen, Sauna und Whirlpool ausgestattet. Das ist für die Regionalliga sehr ungewöhnlich und ehrlich gesagt liegen hier im Vergleich zu anderen Vereinen Welten dazwischen.

 

Zed Eisler: Kommen wir nun zum Sportclub. Hast du in deiner Zeit abseits vom WSC/K das Geschehen in Dornbach weiterverfolgt bzw. hast du eine Erklärung warum es in den letzten Jahren so schlecht gelaufen ist?

 

Jürgen Csandl: Ich habe den Sportc/klub nicht aus den Augen verloren und natürlich verfolgt, wie es hier läuft. Ich habe ja auch gute Freunde hier. Der Dimi und der Mirza und ich waren immer in Kontakt. Von außen ist es natürlich schwer, hier ein Urteil für den Misserfolg zu fällen. Ich glaube einfach, dass der Misserfolg eine Kettenreaktion aus vielen falschen Entscheidungen war. Diese wurden sowohl ganz oben in der Vereinsführung, aber auch in der unteren Hierarchie getroffen. Man hat sich wohl auf die Personen, die sich eben auch oft falsch entschieden haben zu sehr verlassen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis das sportliche Chaos ausbricht.

 

Zed Eisler: Es gab in deiner Zeit, als du bei anderen Vereinen warst bei fast jeder Gelegenheit offene Liebesbekundungen an dich von Seiten der Fanbasis. Hat dich das in deinem Vorhaben zurück zum Sportclub zu gehen bestärkt?

 

Jürgen Csandl: Auf jeden Fall. Das erste Mal war ja glaube ich auf der Hohen Warte beim Derby, als die Leute mit Jürgen-Masken gekommen sind. Als ich das sah, kam ich mir wie in einem falschen Film vor. Das war schon was Besonderes. Mein Vater hat mich vor Matchbeginn noch angerufen und gefragt, was da los ist. Auch die vielen Plakate war einfach toll. Da war natürlich klar, dass ich unbedingt zurück will.

 

Zed Eisler: Nun bist du endlich wieder zurück in Dornbach. Du hast in einem Interview bei schau.tv am Anfang der Saison gesagt, dass der Sportklub oben mitspielen kann. Ist das aufgrund der letzten Jahre nicht fast schon ein bisschen vermessen?

 

Jürgen Csandl: Nüchtern betrachtet ja, aber ich habe den Vergleich aus den letzten Jahren. Bei Horn und der Vienna habe ich gesehen, was man benötigt um eben vorne mitzuspielen. Ich glaube einfach, dass wir derzeit eben ganz oben mit dabei sind. Natürlich muss man schauen, wie sich das weiterentwickelt. Es muss hier extrem viel zusammenspielen, dass wir die Form halten können. Werden sich Spieler verletzen, werden wir viele Sperren ausfassen usw. Das Grundgerüst ist dafür auf jeden Fall da!

 

Zed Eisler: Wo liegen deiner Meinung nach im aktuellen Team die Stärken?

 

Jürgen Csandl: Ich finde, dass wir auf jeder Position sehr gut besetzt. Wir haben ein klares Konzept, das wir verfolgen. Um es ein bisserl runter zu brechen…eine Stärke ist meiner Meinung nach, dass wir mit Thomas Hirschhofer in der Offensive einen großen Spieler haben, den du immer wieder anspielen kannst und der ohnehin immer für ein Tor gut ist. Dahinter hast du den Jakov Josic, der aus fast jeder Position das Tor zerschießen kann. Auf den Seiten haben wir schnelle Spieler, die immer gefährlich werden können. In der Defensive haben wir mit Philip Dimov und Christian Hayden haben wir zwei technisch starke Spieler, die sich auch trauen von hinten heraus zu spielen. Jetzt gilt es, den derzeitigen Moment mitzunehmen und über die Saison sich konstant weiterzuentwickeln. Wenn das passiert, bin ich mir sicher, dass wir unsern derzeitigen Rang (+/- zwei Plätze) halten können.

 

Zed Eisler: Du selbst hast ja die meiste Zeit deiner Karriere in der Innenverteidigung gespielt. Diese Saison hast du schon ein paar Mal mit Philip Dimov als Doppelsechs agiert. Ist das eine Position die dir auch für die Zukunft zusagt bzw. sollst du in diese Position auf Wunsch vom Trainer mehr reinwachsen?

 

Jürgen Csandl: Ich habe in Ausnahmesituationen schon bei anderen Vereinen diese Position gespielt. Es ist jetzt aber nicht so, dass ich meinen Namen mit der 6er-Position klar verbinde. Bei der Vienna habe allerdings schon einige Partien, so an die 15, als 6er gespielt, da der Markus Katzer länger außer Gefecht war. Der Grund warum das jetzt hier getestet wurde, war der, dass wenn ich mit Christian Hayden die IV bilde, zwei Linksfüßer dort spielen würden. Um das zu vermeiden, wurde das mal so probiert.

 

Zed Eisler: Wie empfindest du die Stimmung im Team. Norbert Schweitzer hat mir in seinem Interview erzählt, dass die Stimmung im Team nicht sehr gut war, als er nach Dornbach gekommen ist. Entsteht zurzeit im Team auch eine Art Euphorie? Die Zuschauer sind zurzeit recht von den Socken, da es so gut läuft.

 

Jürgen Csandl: Wir haben das Thema mit dem Trainer grundsätzlich in der Vorbereitung diskutiert. Damals war es so, dass der Kader sehr groß war. Die Spieler waren allesamt ähnlich stark und so entstand ein großer Konkurrenzkampf. Da gab es dann ein paar Spieler, die eine schlechte Stimmung verbreitet haben, weil sie keine Einsatzzeit bekommen haben. Jetzt haben wir aufgrund des Kaders und der Stärke der einzelnen Spieler die Situation, dass sich die Startaufstellung quasi von selbst ergibt. Es bekommen auch immer wieder junge die Chance. So entsteht ein gutes Gefüge und es entsteht ein eigener Mechanismus, was sich positiv auf die Stimmung und auch folglich auf die Resultate auswirkt.

 

Zed Eisler: Wie lange läuft eigentlich dein Vertrag beim WSC? Wie schauen deine Pläne für die Zukunft aus bzw. hast du dir ein zeitliches Limit gesetzt?

 

Jürgen Csandl: Ich habe für ein Jahr mit der Option auf plus ein weiteres Jahr unterschrieben. Ein zeitliches Limit gibt es nicht. Als ich das vorletzte Mal hier, bei Ingo Mach, unterschrieben habe, habe ich gesagt, dass ich in Dornbach so lange immer wieder unterschreibe, bis es mir die Knochen zerbröselt. Wenn es also die Vereinsführung so will, gehe ich hier in Pension.

 

Zed Eisler: Der Verein gab als Saisonziel einen Platz zwischen 5 und 10 aus. Was ist dein ganz persönliches Ziel für diese Saison?

 

Jürgen Csandl: Es hört sich vielleicht blöd an, aber mein Ziel ist es Meister zu werden.

 

Zed Eisler: Glaubst du nicht, dass es dafür zu früh wäre oder es zu schnell gehen würde, vom sportlichen und auch wirtschaftlichen Aspekt her? Immerhin wären wir letztes Jahr unter normalen Umständen abgestiegen.

 

Jürgen Csandl: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich in Sachen Stadion und die wirtschaftlichen Daten keinen Einblick und Kenntnis habe. Auch wenn es derzeit wohl von der Infrastruktur und der wirtschaftlichen Seite noch nicht ganz passt, kann ich nur Stellung im sportlichen Bereich nehmen. Ich glaube einfach, dass wir uns natürlich noch sehr stark weiterentwickeln müssen, um Meister zu werden. Ob wir das schon diese Saison schaffen oder erst nächste oder übernächste, wird sich zeigen. Dennoch habe ich ein Ziel und das ist, als Team so stark am Platz zu sein, dass dein Gegner einfach irgendwann mal resigniert. In Horn hatten wir das sehr oft. Da hast du fast das einknicken des Gegners gehört, als er gemerkt hat, dass er gegen uns nicht ankommt. Das möchte ich auch hier erreichen. Wenn wir so weit sind, dann mache ich mir bei einem Meistertitel und Aufstieg keine Sorgen.

 

Zed Eisler: Darf ich daraus schließen, dass du den Weg mit dem Sportclub in die zweite Liga mitgehen würdest?

 

Jürgen Csandl: Wenn die Knochen noch mitspielen auf jeden Fall!

 

Lieber Jürgen, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für die laufende Saison.

 

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